WHFF Projekt: 2018.07
Autoren: Lorenzo Manghi und Urs Rutishauser
Das Wichtigste in Kürze
Die Methoden das Random Encounter Model (REM) und das Distance Sampling mit Fotofallen (FDS) zum Widltiermanagement wurden im Schweizer Mittellandes und im Jura getestet
Zwischen den Methoden wurden keine statistisch signifikanten Unterschiede zwischen den Dichte-Schätzungen gefunden
Beim Rehwild wurden Dichten zwischen 10,7 und 28,5 Tiere/km2 gefunden, während bei Wildschweinen die Dichten zwischen 0,2 und 11,9 Tiere/km2 schwankten
Es wurde kein positiver Zusammenhang zwischen Rehdichten und Verbissintensität gefunden, was die Annahme nahelegt, dass andere Faktoren eine wichtigere Rolle spielen.
Es wird vermutet, dass alternative Nahrungsquellen und andere nahrungsunabhängige Faktoren wie anthropogene Störungen zu Unterschieden in der Verbissrate führen können.
Das adaptivs Management des Waldes ist weiterhin ein wichtiges Instrument zur Festlegung von Bewirtschaftungszielen, zur Bewertung von Interventionen und für das Monitoring der Auswirkungen
Projektbeschreibung
Das adaptive Management ist eines der geeignetsten Instrumente bei der Bewirtschaftung der Waldbestände. Dieser Ansatz erfordert die Zusammenarbeit von verschiedenen Interessengruppen (Förster, Jäger, Waldbesitzer, öffentliche Verwaltungen etc.). Dabei werden die zu erreichenden Ziele, Steuerungsmassnahmen und Monitoringmethoden ermittelt und falls nötig mit neuen Interventionen korrigiert. Einer der wichtigsten Parameter, der bei dieser Art von Waldbewirtschaftung zu berücksichtigen ist, ist die Dichte und Zusammensetzung wildlebender Huftierpopulationen.
Gegenüber einfacheren Methoden, wie die Erhebung von relativen Häufigkeitsindizes, die ohne Kalibration nur den relativen Trend der Population aufzeigen können, stehen Methoden zur Verfügung, die die Möglichkeit bieten, absolute Zahlen der Wildtierbestände und die Variabilität der Ergebnisse zu schätzen. Unter diesen Methoden haben sich in jüngster Zeit das Random Encounter Model (REM) und das Distance Sampling mit Fotofallen (FDS) etabliert.
Im vorliegenden Projekt wurden diese neuen Methoden in einem repräsentativen ökologischen Kontext des Schweizer Mittellandes und des Juras getestet, um die Ergebnisse im Hinblick auf einen zukünftigen Einbezug und eine Umsetzung in Programmen des Wildtiermanagements zu beurteilen.
Schlussfolgerungen
Insgesamt wurden für alle Arten, die gleichzeitig mit den beiden Methoden ermittelt wurden, homogene Schätzungen zwischen REM und FDS erhalten, so dass keine statistisch signifikanten Unterschiede zwischen den Dichte-Schätzungen gefunden wurden.
Beim Rehwild wurden Dichten zwischen 10,7 und 28,5 Tiere/km2 gefunden, während bei Wildschweinen die Dichten zwischen 0,2 und 11,9 Tiere/km2 schwankten. Die ermittelten Rehdichten sind mit den Jagdstatistiken vergleichbar und ziemlich hoch im Vergleich zu den geschätzten Dichten in anderen europäischen Gebieten mit ähnlichen ökologischen Merkmalen. Für Fuchs und Dachs wurde die Dichte auf zwischen 1,8 und 10,9 Exemplare/km2 bzw. zwischen 1,4 und 1,9 Exemplare/km2 geschätzt.
Insgesamt konnte das REM und FDS als sehr gute Methoden eingestuft werden. Diese beiden Methoden haben bemerkenswert konsistente Ergebnisse in Bezug auf Dichte, Präzision der Ergebnisse und Arbeitsaufwand geliefert. Daher kann die Entscheidung, eine Methode statt der anderen zu verwenden, je nach spezifischem Forschungsbedarf oder wirtschaftlich-logistischen Möglichkeiten getroffen werden. Wenn etwas präzisere Ergebnisse gewünscht werden, kann das REM die beste Wahl sein. Wenn andererseits ein geringerer Monitoringaufwand oder eine grössere Benutzerfreundlichkeit besonders wichtig sind, kann die Wahl auf das FDS fallen. Ein wichtiges Merkmal von REM und FDS ist die Möglichkeit, alle Arten gleichzeitig zu überwachen.
Weiter war ein Projektziel, einen einfachen Vergleich zwischen lokalen Rehdichten und Verbissraten der wichtigsten Baumarten durchzuführen. Es wurde kein positiver Zusammenhang zwischen Rehdichten und Verbissintensität gefunden, was die Annahme nahelegt, dass andere Faktoren eine wichtigere Rolle spielen. Es wird vermutet, dass alternative Nahrungsquellen und andere nahrungsunabhängige Faktoren wie anthropogene Störungen zu Unterschieden in der Verbissrate führen können. Es wird die Hypothese aufgestellt, dass eine Waldbewirtschaftung, die näher an der natürlichen Dynamik des Waldes liegt, nützlich sein könnte, um Schäden zu begrenzen. Die begrenzte Anzahl von Untersuchungsgebieten und die Komplexität der Beziehung zwischen Huftierdichte und Waldschäden betonen die Notwendigkeit, weitere Studien durchzuführen.
Zusammenfassend sind die Autoren der Meinung, dass ein adaptives Management des Waldes weiterhin ein wichtiges Instrument zur Festlegung von Bewirtschaftungszielen, zur Bewertung von Interventionen und für das Monitoring der Auswirkungen ist. In diesem Zusammenhang ist es von grundlegender Bedeutung, dass sich alle Stakeholder aktiv an der Problemlösung beteiligen, in dem Bewusstsein, dass es keinen Konflikt zwischen Wildtieren und Wald gibt, sondern zwischen den Interessen verschiedener Kategorien.
Hier können Sie den vollständigen Bericht downloaden:
Mehr Informationen zum Projekt finden Sie auf ARAMIS
Das Projekt wurde von der Wald- und Holzforschungsförderung Schweiz WHFF-CH des Bundesamtes für Umwelt BAFU der Konferenz für Wald, Wildtiere und Landschaft KWL der Kantone unterstützt.