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Fortbildungskurs Weinfelden 2023 – Die Gebäudehülle für Stadt und Raum



Die Gebäudehülle – Schnittstelle zwischen Aussen- und Raumklima


Das wohl prägendste Bauteil jedes Gebäudes ist seine Gebäudehülle, die Fassade. Sie formt einen Bau zum architektonischen Ganzen, hat gleichzeitig vielfältigen Anforderungen zu genügen und eine Reihe von Leistungen zu erbringen: Als Schnittstelle zwischen Aussen und Innen ist sie der Witterung ausgesetzt – Wärme und Kälte, Regen und Wind. Sie hat für Lärmschutz zu sorgen und zu angenehmem Raumklima beizutragen. Der Fortbildungskurs von Swiss Wood Innnovation S-WIN vom 24./25. Oktober in Weinfelden widmete sich ganz diesem Thema und zwar mit Blick auf die Möglichkeiten und Grenzen des Baustoffs Holz.

15 Referate in vier Themenbereichen waren zu hören und sehen: Stadt- und Raumklima, Technik und Baukonstruktion, Integration der Gebäudetechnik und letztlich die zu erwartenden Tendenzen und Entwicklungen waren die Grundthemen. Ein Publikum von rund140 Fachleuten folgten den Ausführungen die sich auch noch im elektronisch erhältlichen Tagungsband nachlesen lassen (Siehe www.s-win.ch)


Gestalten verlangt technische Kenntnisse.

Die Gestaltung von Holzfassaden und die dabei zu berücksichtigenden Anforderungen (Bauphysik, Holschutz, Brandschutz) stehen für kreative Gestalter oft im Widerspruch. Gestalten hat mit Kreativität zu tun und Normen und Richtlinien sollten hat aus Sicht der Architektur und auch der Bauherrschaften nur zu wenigen oder besser noch zu keinen Einschränkungen führen.

Im Zusammenhang mit Holz im Aussenbereich wird Gestalten, besonders anspruchsvoll, weil zwar eine breite Auswahl an Ausführungsmöglichkeiten in Bezug auf Material, Form, Struktur und Farbe zur Verfügung steht, gleichzeitig aber Holz aufgrund seiner natürlichen Eigenschaften Grenzen setzt, welche im Aussenbereich nicht überschritten werden sollen, so Hanspeter Kolb (Holzbauexperten Biel/Bienne). Bei grossvolumigen, hohen Bauten ist die Herausforderung besonders hoch, da hier die Einflüsse aus der Witterung (z.B. Winddruck) extremer werden und die klassische Schutzmassnahme «grosses Vordach» nicht mehr ausreicht.

Für Holzfassaden stehen die unterschiedlichsten Möglichkeiten offen, das ging aus den Aussagen und bebilderten Beispielen klar hervor: Plattenförmige Holzwerkstoffe, in dieser Form meist mit behandelten Oberflächen, mit Brettschalungen oder durch Schindeln strukturierte Fassaden, Tragwerke aus Holz die hinter einer schützenden Glasschicht sichtbar bleiben und selbst aus Weiden geflochtene Fassadenverkleidungen und mit Strohplatten konstruierte Aussenwände gehören zu den eher gewagten aber doch machbaren Lösungen für Gebäudehüllen.

Wesentlich ist und bleibt bei den Konstruktionen von Gebäudehüllen mit Holz die korrekte Planung und sorgfältige Ausführung und vor allem das Reduzieren der Befeuchtung ganz allgemein und das Vermeiden von Holzbauteilen, die langdauernd im stehenden Wasser ausgesetzt sind.



Stadt- Raumklima

Bei ungebremst steigenden Treibhausemmissionen kann es sein, dass bis zum Ende des 21. Jahrhunderts die Jahresmitteltemperatur in der Schweiz um 3,3 bis 5,4 Grad Celsius ansteigen wird.[1] Eine solche Entwicklung könnte künftig enorme Auswirkungen auf den Energiebedarf (insbesondere

die Kühlung) und die Behaglichkeit (Zunahme von Hitzetagen) von Gebäuden haben, so die Befürchtung von Sina Büttner von der Hochschule Luzern. Um weiterhin einen hohen Wohnkomfort sowie einen energieeffizienten Betrieb über den gesamten Lebenszyklus von Gebäuden zu garantieren, seien Minderungs- und Massnahmen und Anpassungen (Adaption und Mitigation) notwendig.


Grün statt grau

Architektonisch und Technisch gelöste Beschattungseinrichtungen – angefangen bei baulich gelösten «Brises Soleil», Loggien, Vordächern und bis hin zu Storen und Lamellen sind bekannt. Eine effiziente Wärmedämmung, eingebaut in die Gebäudehülle dürfte heute selbstverständlich sein. Auch das Nutzungsverhalten (Lüften, Nachtauskühlung) beeinflusst das Raumklima stark. Als neuer Trend liegen Begrünungen auch von Fassaden im Fokus der Architektur.

Gärten und Vorgärten kennen wir schon lange, vermehrt werden Lösungen gesucht die Begrünung vertikal an den Fassaden hochzuziehen. Dies ist machbar und führt auch zu optisch attraktiven Lösungen deren Beitrag zu einem angenehmen Raumklima nicht zu unterschätzen ist. Klar ist, es braucht fachlich abgestützte Planung. Die Pflanzen benötigen einen genügend grossen Wurzelraum, schützende und den Wuchs unterstützende Installationen, beispielsweise Holzgitter und auch ein effizientes Bewässerungssystem. Ob bodengebundene oder wandgebundene Begrünung wie auch Mischformen: die Pflanzen sind entsprechen ihren Eigenschaften auszusuchen, das Brandverhalten derartiger Fassaden ist zu prüfen und deren Pflegeaufwand darf nicht unterschätzt werden.


Integration von Photovoltaik

Photovoltaische Anlagen (PV) lassen sich bei geschickter Planung und sorgfältiger Ausführung sowie entsprechendem Unterhalt mit Erfolg kombinieren. PV und Begrünungen an der Fassade bieten unterschiedliche Vorteile. insbesondere können Begrünungen einen qualitativen Mehrwert im Aussenraum leisten. Dazu gehören u.a. eine bessere Aufenthaltsqualität (Lärmminderung, Verbesserung der Luftqualität und höhere Attraktivität der Aussenräume), eine höhere Biodiversität und ein besseres Regenwassermanagement.

Hinzu kommt das Potential zur Hitzeminderung, welches insbesondere in Städten mit Blick

auf den Klimawandel immer mehr an Bedeutung gewinnen dürfte (Adaption). Aber auch die Stromerzeugung über PV-Fassaden dürfte künftig immer wichtiger werden und eine wichtige Massnahme zur nachhaltigen Energieversorgung der Schweiz darstellen (Mitigation).

Durch eine Kombination von PV und Begrünung an der Fassade lassen sich die Vorteile beider Systeme miteinander vereinen. Die Ergebnisse der qualitativen und quantitativen Analyse haben gezeigt, dass sich die Systeme dabei in der Regel nicht konkurrenzieren: Fassadenbegrünungen erzielen nahe am Menschen angeordnet den grössten Effekt, d.h. in den meisten Fällen sind das die unteren Bereiche/ Geschosse des Gebäudes. PV-Module sollten hingegen an Fassadenflächen mit hohem Stromerzeugungspotential angeordnet werden, d.h. also an Süd-, Ost- und Westfassaden ohne Verschattung. Dies betrifft in der Regel vor allem die oberen Geschosse eines Gebäudes, denn in städtischen Gebieten sind die unteren Geschosse zumeist durch Nachbargebäude verschattet. Die Betrachtung kombinierter Szenarien hat zudem gezeigt, dass eine gezielte Kombination von Begrünungen und PV an der Fassade ebenso mit Blick auf die Ökobilanz von Vorteil ist.


Das Beispiel Triemlispital

An der Südfassade des Turms des Stadtspitals Zürich Triemli wurde 2022 eine Vertikalbegrünung erstellt. Die Pflanzen wachsen auf den 16 Stockwerken des neu als Verwaltungsbau genutzten ehemaligen Bettenhochhauses und werden – sobald die gewünschte Höhe erreicht ist – eine Fläche von 2300 Quadratmetern begrünen.

Vertikalbegrünungen leisten einen Beitrag zur Hitzeminderung und zur Stärkung der Biodiversität in der Stadt. Sie mindern die negativen Auswirkungen längerer Hitzephasen auf Menschen, Gebäude und Infrastruktur. Als «Trittsteine» tragen sie zur Vernetzung der Lebensräume von Pflanzen und Tieren bei führte Michael Hagenauer, Fachbearbeiter bei Grün Stadt Zürich aus.

Die Fassadenbegrünung verbessert den sommerlichen Wärmeschutz: Mit ihrem Schatten und dank ihrer Verdunstung werden die Pflanzen für kühlere Temperaturen im Innenraum sorgen. Realisiert wurde die Begrünung von Grün Stadt Zürich in Zusammenarbeit mit dem Amt für Hochbauten und dem Stadtspital Zürich. Für die Planung und Ausführung wurden die Landschaftsarchitekten Raderschallpartner und Hemmi Fayet Architekten beauftragt.

Für das Stadtspital wurde ein sogenanntes Regalsystem mit Trögen gewählt. Wegen der Brandschutzauflagen waren an geschossübergreifende Strukturen nicht möglich. Die Vertikalbegrünung besteht aus 100 verschiedenen Pflanzenarten, insgesamt sind es 4600 Pflanzen. Da die Tröge in den balkonartigen Vorbauten placiert sind und die Pflanzen noch wachsen, ist die Begrünung derzeit vor allem vom Innern her zu sehen. In den nächsten Monaten und Jahren wird sich diese Vertikalbegrünung entwickeln und auch von aussen besser sichtbar sein.


Brandschutz

Sowohl beim Einbau von Photovoltaikelementen wie auch bei mit Pflanzen begrünten Fassaden sind in Bezug auf Brandverhalten resp. Brandschutz sind Untersuchungen nützlich und notwendig. Die Anwendung von Holz im Bauwesen ist in dieser Hinsicht recht gut dokumentiert. Die vertikalen Gärten an Fassaden, die Begrünung mit Pflanzen war bisher noch kaum Thema von Untersuchungen.


Brandverhalten von Pflanzen

Brandreaktion unterschiedlicher Pflanzen, die in begrünten Fassaden eingebaut werden sollen, wurde an der Berner Fachhochschule BFH mit verschiedenen kalorischen und direkten Flammenmethoden untersucht und zeigte ein recht unterschiedliches Verhalten. Dies wurde für den nassen und trockenen Zustand der Pflanzenart durchgeführt.

Das Risiko einer Flash-Over-Neigung sei gering bis mittel. Einige der Pflanzen weisen ein höheres

Feuchtigkeitsspeichervermögen auf, was sie sowohl im Hinblick auf die Brandausbreitung als auch auf

die Instandhaltung zu besseren Kandidaten für den Einsatz in lebenden Wänden macht. Dies legt eine

besondere Positionierung in der Wand nahe, so dass Flächen mit leicht brennenden Pflanzen in regelmässigen Abständen durch Bereiche mit solchen unterbrochen werden müssen, die nicht weiterbrennen, sobald die Flamme erloschen ist. Dies wird der Inhalt künftige Untersuchungen an Fassadenelementen sein sagte Karim Ghazi Wakili (Berner Fachhochschule BFH).


Brennbare (Bau-)Stoffe an der Fassade

In der Schweiz liegen aktuell umfassende Brandschutz-Kenntnisse für Bekleidungssysteme der Aussenwand aus Holz und verputzte Aussenwärmedämmungen vor. Für diese Konstruktionsweisen gibt es entsprechende durch die VKF-anerkannte «Stand-der-Technik-Papiere» [7, 11]. Einzelne, konstruktive Brandschutzmassnahmen aus diesen beiden Systemen können auch bei anderen Materialien die Brandsicherheit verbessern (z.B. horizontale Schürze mit einer Wärmebeständigkeit über 1’000° C bei jedem Geschoss).

Die durchgeführten Versuche zeigten eindeutig, dass die Brennbarkeit (Entflammbarkeit) als eine Baustoffeigenschaft einer Holz-Aussenwandbekleidung nicht das massgebende Kriterium bezüglich des Brandverhaltens von Holz an der Aussenwand ist. Der grösste Einfluss bezüglich einer möglichen Brandweiterleitung an der Aussenwand resultiert aus der Konstruktion ihrer Bekleidung.

Ob mit einer einzelnen Massnahme innerhalb eines Systems, welches aus diversen anderen Materialien besteht, die definierten Schutzziele jedoch erreicht werden, lässt sich ohne fundierte Auseinandersetzung mit der Thematik und ohne experimentelle Nachweise kaum nachweisen.

Interessant werden Fragestellungen, wenn mehrere, unterschiedliche brennbare Fassadenmaterialien

mit- und/oder nebeneinander an einer Fassade montiert werden. Es ist vorstellbar, dass vor eine Holz-

Aussenwandbekleidung eine Photovoltaikanlage und/oder eine Begrünung montiert wird. Wie sich solche mehrschichtige, brennbare Konstruktionselemente in der Fassade brandschutztechnisch beeinflussen wurde bis heute noch kaum untersucht bzw. publiziert betonte Reinhard Wiederkehr.


Ein Praxisbericht

Mit dem Neubau der Produktionshalle der Firma Beer Holzbau (Ostermundigen) zeigte Heinz Beer anhand eines Praxisbeispiels die Herausforderungen für Umsetzung und Betrieb einer PV–Anlage in der Fassade auf. Nebst dem technischen Bereich der Stromproduktion, umfasst die Anlage auch einen gestalterischen Aspekt der Architektur.

Die Entwurfsidee widerspiegelt einen besonderen Aspekt des Holzbaus im 21. Jahrhundert, die Anwendung von sonst als minderwertig eingeschätzten Sortimenten für eine Fassade. Die Schwartenbretter, ein Neben- und Abfallprodukt das beim Einschnitt des Rundholzes teils noch anfällt, repräsentiert das Naturprodukt Holz beispielhaft: einfach und mit geringster Energie zu bearbeiten, leistungsfähig und richtig angewendet auch langlebig. Im Kontext dazu steht die PV-Anlage, ein High-Tech-Element mit annähernd grenzenlosen Möglichkeiten in Form, Gestaltung und Erscheinung.

Der Gewerbebau Beer Holzbau ist in Richtung Wohngebiet dreiseitig mit der geschlossenen Fassade aus Schwartenschalung und Fotovoltaik Elementen eingekleidet. Die Fassade gegen den Wald wurde in industrieller Erscheinungsform mit überfälzter Seitenware mit Fugen gestaltet. Das Holz kommt aus dem eigenen Wald im Emmental. Die Hälfte des Holzschlages wurde in der richtigen Mondphase geschlagen, die andere Hälfte ungeachtet des Mondkalenders im November.

Die Fassade ist somit ein Langzeitversuch mit Mondholz in der Praxis. In einigen Jahren wird eine Aussage möglich sein, ob sich der richtige Zeitpunkt des Holzschlages positiv auf die Langlebigkeit von Holz unter Witterungseinflüssen auswirkt. Heute, nach sechs Jahren, sind noch kaum Unterschiede in den beiden Bereichen festzustellen. Jedoch verhalten sich die zum Teil recht massiven Bretter sehr ruhig, verformen sich nicht und sind äusserst formstabil.

Die im 3. OG liegenden Büroräume werden im Sommer, durch die über der Fotovoltaikanlage

liegenden Bandfenster äusserst stark erwärmt. Der sonnenstandabhängigen Verdunkelung mittels Storen und der Nachtauskühlung sei deshalb bei der Nutzung grosse Beachtung zu schenken. Durch

aufmerksames Bedienen lasse sich das Innenraum Klima massgeblich verbessern. Trotzdem können Innentemperaturen bis 30 Grad bei mehreren aufeinander folgenden Hitzetagen auftreten.

Konstruktiv und gebäudetechnisch machte Heinz Beer folgende, auch selbstkritische Aussagen zur Fassade:

• Der Hohlraum für die Hinterlüftung wurde aufgrund baureglementarischer Gegebenheiten (Grenzabstand) sehr gering bemessen. Ein grösserer Belüftungsquerschnitt hinter dem PV-Element liesse einen höheren Luftstrom zu und damit einen besseren Abtransport der Wärme. Unterstützt durch ein mechanisches Abluftsystem würde sich dies weiter optimieren lassen.

• PV-Anlagen in der Fassade mit Bandfenstern seien grundsätzlich etwas problematisch. Die aufsteigende Wärme heizt die Glasscheiben beim Überströmen unweigerlich auf. Bei einer Lochfassade kann die Luft seitlich vom Fenster geführt werden.

• Der Fensterbank wurde gemäss Normdetails ausgeführt. Mit einer breiteren Fensterbank

könnte die erwärmte Luft von der Fensteröffnung weiter nach aussen abgedrängt werden, was

die Erwärmung der darüber liegenden Fenster reduzieren dürfte.

• Automatisierte Storen, welche auf den Sonnenstand und das vorherrschende Wetter reagieren

seien ein Muss. Jedoch sind die Storen ganz geschlossen und flach zu stellen, denn die

Aufwärmung erfolgt über die Luft und nicht über die Sonneneinstrahlung.

• Automatisierte Storen mit Programmierungen von Tages- und Nachtzeit, sowie Arbeitstagen

oder Wochenenden, erweisen sich eher als problematisch. Werden zum Beispiel am Wochenende die Lamellen automatisch flach gestellt damit der im Innenraum nicht absolut dunkel bleibt, wird der Raum wesentlich stärker erwärmt.

• Automatisierte nächtliche Auskühlung über Lüftungssysteme mit Stosslüftung sind zweckmässig.

• Automatisierte nächtliche Auskühlung über Fenster müssen durch einen Wetterfühler gesteuert

sein, damit die Öffnungen bei Regen oder Wind schliessen. Die Fensterauskühlung funktioniert

jedoch nur bei horizontal gestellten Lamellen. Eine herkömmliche, handelsübliche Storen-Steuerung

hat nicht die Intelligenz zu wissen, wann sie in der Nacht die Lamellen horizontal stellen soll und wann sie diese vertikal zu stellen hat.



Fensteranschlüsse- Schäden vermeiden

Das Thema der Fensteranschlüsse beschreibt innerhalb einer Fassade einen Bereich, welcher bei nicht fachgerechter Planung und Ausführung immer wieder zu Schäden führt. Eine Fensterbank sollte als «Bedachung» angesehen werden, so Heinz Beer. Zur Risikominimierung sei deshalb bei einem Holzbau die zweite wasserführende Schicht unter dem Metallfensterbank eine Pflicht.


Folgende Punkte können als häufige Schadensursache definiert werden:

• Die Fensterentwässerung unter dem Wetterschenkel ist nicht mit einer 2. Abdichtungsebene

ausgebildet.

• Kondensatbildungen hinter der Metallabdeckung bei Holz-Metallfenster werden nicht abgeführt.

Die Abdichtungsfuge zwischen Fenster und Metallfensterbank aus Silikon oder Kompriband ist

meist unter dem Wetterschenkel, und ist somit kaum zugänglich. Eine Silikonfuge ist aber unterhaltspflichtig!

• Die Aufbordungshöhen sind nicht genügend hoch ausgebildet.

• Flachdachanschlüsse bei Betonbordüren können auf Grund des Bauprozesses nicht richtig ausgeführt werden.

• Anschlüsse bei verputzten Fassaden werden in der Schnittstelleproblematik unter den Gewerken

nicht richtig ausgeführt.


Um solche Schadenursachen zu vermeiden, arbeitet die Firma Beer Holzbau mit einem «Internen Standard-Bauteilkatalog» welcher für die unterschiedlichen Anschlüsse entsprechende Lösungen und Vorgehen definiert.


Was bringt die Zukunft?

Architekt Beat Kämpfen (Kämpfen Zinke + Partner AG, Zürich) skizzierte die Entwicklung des Hausbaus und stellte fest, dass erst die Entwicklung guter Heizsysteme zu trockenen und richtig beheizten Räumen führte, sprich zu dem uns selbstverständlich gewordenen Komfort. Jedoch stellte sich intensives Heizen von Gebäuden mit fehlender Wärmedämmung als für die Umwelt fatal heraus. Vor fünfzig Jahren wurde die westliche Welt durch die Erdölexportierenden Länder politisch erpresst. Diese reduzierten die Menge der Erdölexporte, es entstand eine (Erdöl)-Mangellage, die Preise explodierten. Die erste Erdölkrise führte im Dezember 1973 zu vier autofreien Sonntagen in der Schweiz. Paradiesische Zustände für Radfahrer und Flaneure. Aufgrund dieses Ereignisses realisierte die Bauwirtschaft, dass eine effiziente Wärmedämmung sinnvoll sein könnte.

Die Wärmedämmstärken wurden kontinuierlich vergrössert, Superisolierte Häuser wurden entwickelt, die praktisch keine Energie mehr benötigten. Nicht selten blieb dabei die architektonische Gestaltung auf der Strecke. Parallel dazu entstand die Solarbewegung in den 1970er-Jahren im Westen der USA. Es entstanden experimentelle Gebäude, die sich zur Sonne öffneten, Fassaden, die versuchten die Solarenergie einzufangen. Es ging um passive Solarenergie. Doch zu geringe Wärmedämmung machten derartige Solarhäuser zu Backöfen.

Seit der Entwicklung des Minergie-P Standards in der Schweiz, wurde klar, dass zwischen Wärmedämmung und solarer Einstrahlung ein Gleichgewicht anzustreben ist. Dieses ist labil und von zahlreichen Faktoren abhängig. So sind Wärmedämmung, Fenstergrössen, Orientierung eines Gebäudes und die Speichermasse im Innern aufeinander abzustimmen.

Bei sorgfältiger Planung ist es seit nun zwanzig Jahren möglich Bauten zu erstellen, die praktisch keine zugeführte Energie mehr benötigen. Eine gut wärmegedämmte Gebäudehülle und richtig placierte Fenster führen zu einem angenehmen Raumklima. Zugleich lässt sich der Energiekonsum auf ein Minimum reduzieren.

Die Fassaden beginnen sich von rein passiven zu aktiven Elementen zu verändern. Das Fenster liess

bis jetzt das Sonnenlicht in die Räume eindringen, wo es in Wärmestrahlung umgewandelt wurde. Die

Fassaden versuchten die Angleichung der Temperaturen von innen und aussen zu verhindern. Die

Fassaden der Zukunft werden eine aktive Rolle, je nach lokalem Klima, Himmelsrichtung, Sonneneinstrahlung oder Beschattung zu übernehmen haben. Vereinfacht gesagt: Häuser werden quasi zu «Organismen», so brachte es Beat Kämpfen auf den Punkt.


Fassaden als Kraftwerke

Solaranlagen (thermische oder photovoltaische) werden immer noch mehrheitlich auf Dächern verlegt.

Bis vor kurzem war die Maximierung des solaren Ertrages das Argument. Dies stimmt in der Jahresbilanz, eine Betrachtung, die aber schon bald einmal ihren Sinn verlieren dürfte. Sobald sämtliche dazu geeigneten Gebäude solare Anlagen aufweisen sind nur noch vertikale Installationen notwendig. Das bedeutet maximaler Ertrag im Winter, dafür weniger Ertrag im Sommer. Der Energieertrag kann sich verstetigen.

Häuser dürften sich künftig zu eigentlichen Kraftwerken entwickeln, die Gebäudehülle bietet viel Platz für Solarthermie und Photovoltaik. Kleine Windturbinen können auf den Dächern installiert werden. Zudem dürfte sich die Effizienz von Photovoltaik noch steigern, denkbar dass sie künftig weniger Fläche beanspruchen wird.


Expertenwissen bündeln und vermitteln

Der Fachanlass in Weinfelden streifte wesentliche Themen, griff brennende Probleme auf und vertiefte zahlreiche aktuelle Fragen. Noch liegen nicht sämtliche Antworten auf dem Tisch. Die einschlägigen Arbeiten bei Fachhochschulen und in technischen Universitäten führen laufend zu neuen Einsichten, die praktischen Erfahrungen in Werkstätten machen diese zu im Arbeitsalltag verwertbaren Praktiken. In Architektur- und Ingenieurbüros wir dieses Wissen zu neuartigen Bauprojekten umgemünzt. S-WIN hat erneut das einschlägige Expertenwissen zusammengeführt und für die Fachwelt zugänglich gemacht, eine Aufgabe, die sich die Schweizer Plattform für Holzforschung seit Jahren in die Fahnen geschrieben hat und dies auch künftig tun wird. So auch wieder mit dem nächsten Fachanlass FBK der am 22./23. Oktober 2024 unter dem Titel «Sicher mit Holz – Immer höher, immer weiter, immer besser» stattfinden wird.

[1] Temperatur, National Center for Climate Services NCCS: https://www.nccs.admin.ch/nccs/de/home/klimawandel-und-auswirkungen/schweizer-klimaszenarien/zahlen-und-fakten/temperatur.html, Die Werte zeigen den möglichen Bereich der Veränderungen gegenüber 1981 – 2010 ohne Klimaschutz (RCP8.5, Bandbreite der Simulationen). Schweizweit typische 30-Jahres-Mittelwerte.

Charles von Büren, Fachjournalist, Bern

Tagungsunterlagen

Die Gebäudehülle für Stadt und Raum

54. Fortbildungskurs S-WIN 2023

114 Seiten A4. Als pdf auf der Webseite von S-WIN erhältlich: https://www.s-win.ch/tagungsbaende/

Autoren der Fachtagung S-WIN 2023

Tagungsleiter

Hanspeter Kolb, Holzbauexperten GmbH, Biel

Andreas Müller, Holzbauexperten GmbH, Biel

Referierende

Heinz Beer, Eidg. Dipl. Zimmermeister / TS, Ostermundigen

Ivan Brühwiler, Holzbauingenieur BSc FH/SIA, Brandschutzexperte VKF, B3 Kolb AG, Romanshorn

Sina Büttner, Hochschule Luzern – Technik und Architektur, Institut für Gebäudetechnik und Energie, Horw

Aude Chabrelie, Professorin für Nachhaltiges Bauen Berner Fachhochschule AHB, Biel/Bienne

Michael Eichenberger, BSc in Holztechnik/MAS Energieingenieur Gebäude, Pirmin Jung Schweiz AG, Thun

Karim Ghazi Wakili, Berner Fachhochschule AHB Biel/Bienne

Richard Jussel, Dipl. Zimmermeister, ehem. Geschäftsleiter Blumer-Lehmann AG, Blumer- Lehmann AG Gossau

Michael Hagenauer, Fachbearbeiter, Grün Stadt Zürich

Beat Kämpfen, Dipl. Architekt ETH/SIA, M. Arch. UCB, Kämpfen Zinke + Partner AG, Zürich

Hanspeter Kolb, Brandschutzexperte, Holzbauexperten GmbH, Biel/Bienne

Nicole Pfoser, Architektin, Prof. Dr.-Ing., Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen, Nürtingen/Darmstadt

Christoph Renfer, Brandschutzexperte VKF, Berner Fachhochschule AHB, Biel

Christian Renken, Dipl.-Ing. Elektrische Energietechnik (FH), CR Energie GmbH, Collombey

Marion Sauter, Dipl. Ing. FH, Architekturhistorikerin, Prof. Dr.-Ing., Berner Fachhochschule AHB Biel/Bienne

Thomas Stöckli, Leiter Innovation Schenker Storen AG, Schönenwerd

Samuel Summermatter, Elektroingenieur FH (BSc), BE Netz AG, Luzern

Karl Viridén, Viridén + Partner AG, Zürich

Thomas Wehrle, CTO | Leiter Technik | Geschäftsleitung, ERNE AG Holzbau, Laufenburg

Reinhard Wiederkehr, Dipl. Holzbauing. HTL, Brandschutzexperte VKF, Makiol Wiederkehr AG Ingenieure Holzbau Brandschutz, Beinwil am See

Ulrich Wilms, Diplom-Ingenieur Holztechnik (FH), Gutex Schweiz GmbH, Frauenfeld

Aussteller

Fehr Braunwalder AG, St. Gallen

Getzner Werkstoffe GmbH, Bürs

GUTEX Schweiz GmbH, Frauenfeld

Holz Stürm AG, Goldach

Hüsser Holzleimbau AG, Bremgarten

IMMER AG, Uetendorf

James Hardie Europe GmbH Schweiz, Münsingen

KEIMFARBEN AG, Thal

Knauf AG, Reinach BL

Lignatur AG, Waldstatt

PROFIX AG, Lausen

Rigips AG, Mägenwil

ROTHO BLAAS SCHWEIZ GMBH, Zug

Schilliger Holz AG, Küssnacht am Rigi

SFS Group Schweiz AG, Heerbrugg

Simpson Strong-Tie Switzerland AG, Seewen

TechnoWood AG, Alt St. Johann

Timbase Schweiz AG, Thun

Timbatec Holzbauingenieure Schweiz AG, Thun

Würth AG, Arlesheim


Bilder

BFH-AHB (Heidenhaus Muenster)

Kämpfen Zinke + Partner AG, Zürich (Neubau MFH Dübendorf und Neubau MFH Zürich-Höngg)





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