
Am 20.03 fand im Rahmen des Innosuisse Flagships DeCIRRA eine Online-Dialogplattform zum Thema Biochar (BC) statt.
Unter den Teilnehmenden befanden sich Vertretende diverser Schweizer Universitäten, Hochschulen, sowie der Industrie, des Bundesamts für Umwelt und zahlreicher Verbände aus dem Bereich Biochar und CO2-Standardisierung.
Ein ganz besonderer Dank geht an die Referent:innen des Workshops:
Prof. Dr. Regina Betz - ZHAW
Zoe Linder - South Pole
Nikolaus Wohlgemuth - Carbonfuture
Hansjörg Lerchenmüller - European Biochar Industry
S-WIN hat hier für Sie die wichtigsten Erkenntnisse aus dem Workshop zusammengefasst. Wenn Sie mehr Informationen wünschen, können Sie sich jederzeit an das kompetente S-WIN Team wenden. Wir freuen uns auf Ihre Kontaktaufnahme!
Allgemeines
Langfristige Klimastrategie der Schweiz: bis 2050 klimaneutral, negative Emissionen spielen wesentliche Rolle
CO2-Gesetz nicht mehr gültig seit 13.6.21; Neufassung des CO2-Gesetzes derzeit in Beratung
CO2-Verordnung: Verbindliches Instrument zur Reduktion der CO2-Emissionen
Vernehmlassung für CO2-Verordnung dauert bis 27. März 2023. Bis dahin kann Stellung bezogen werden
18. Juni 2023: Abstimmung zum indirekten Gegenvorschlag
Kernaussagen der Vernehmlassung - Artikel 5
Seit Juni 2022 können CDR (Carbon Dioxide Removal) -Projekte anerkannt werden;
BC wird nur bei Nutzung in Böden (Landwirtschaft) anerkannt, wenn < 8 t/ha verwendet wird (auch in neuer Vernehmlassung)
Min. 30 Jahre Permanenz (Nachweis der Speicherung) muss gewährleistet werden
Wenn die Leistung der CO2 -Zertifikate in Anspruch genommen werden wollen, dann muss ein Vermerk im Grundbuch (GB) für geologische und biologische Senken eingetragen werden -> Grundbucheintrag soll Nachverfolgbarkeit der Permanenz sicherstellen
Eintragung ins GB gilt nicht für die Speicherung von Kohlenstoff in Baustoffen & Dünger
Biochar in Anwendung mit Dünger muss der Düngeprodukte-Verordnung entsprechen
CO2-Standards am freiwilligen Markt
Standards geben Methodologien für Projektentwicklung vor
Freiwillige Standards: EBC, Verra, Purro.earth, Gold Standard, ISO 14064-2
ICROA (International Carbon Reduction and Offset Alliance) als Qualitätssiegel von CO2-Standards
Registrierung beim jeweiligen Standard gemäss Vorgaben
Freiwilliger Markt in CH bereits etabliert -> Alle freiwilligen Standards sind auch in der Schweiz anwendbar!

Source: © 2023 South Pole CO2-Standards am Pflichtmarkt
Hersteller & Importeure fossiler Treibstoffe sowie Betreiber fossil-thermischer Kraftwerke sind gemäss CO2-Gesetz dazu verpflichtet, einen Teil der verursachten CO2-Emissionen durch Massnahmen im Inland zu kompensieren -> Mittels CO2-Zertifikaten können Programme zur Emissionsverminderung im Inland durchgeführt werden
Registrierung beim BAFU gemäss Vorgaben der CO2 Verordnung; Verkauf an KLiK oder andere Akteure; klare Vorgaben zu möglichen Projekten
Pflichtmarkt in CH noch nicht etabliert
Gesetzliche Restriktion: BC aus Klärschlamm ist in der Landwirtschaft nicht erlaubt
Momentan noch keine BC-Projekte auf dem CH-Pflichtmarkt
EU CO2-Entnahme Strategie
Klimaneutralität bis 2050 angestrebt
Alle Emissionen so weit wie möglich zu reduzieren
Einsatz von CO2-Entnahme-Technologien -> Verordnung über den Zertifizierungsrahmen für Kohlenstoffabbau (CRCF)
Rechtsgrundlage: CCS-Richtlinie (Carbon Capture and Storage), CRCF (Carbon Removal Certification Framework) ist derzeit „freiwilliger Rahmen“
Arten von Kohlenstoffentnahme-Technologie
Kohlenstoffanbau wie in nachhaltig bewirtschafteten Wäldern, in Böden und die Bewirtschaftung von Feuchtgebieten und Torfmooren
Dauerhafte Speicherung, wie Bioenergie mit Kohlenstoffabscheidung und -speicherung oder direkte Kohlenstoffabscheidung aus der Luft und -speicherung
Kohlenstoffspeicherung in langlebigen Produkten und Materialien, z. B. in Holzkonstruktionen
CRFC – Take Home Message
Freiwilliger Kohlenstoffsenkenmarkt als erster Schritt zur europaweiten CO2-Reduktion
Zeitplan: Vorlage beim EU-Parlament und Rat im Januar 2023, Umsetzung voraussichtlich 2025
Breites Spektrum von CDR-Technologienwie DACCS (Direct Air Carbon Capture and Storage) und BECCS (Bioenergy Carbon Capture and Storage), Biochar wurde zuerst nicht einbezogen
Erfolgreiche Bemühungen der Organisationen NEP /EBI/ Carbonfuture, Biochar als Kohlenstoffsenke („Biochar Carbon Removal“ (BCR), vormals PyCCS)) als gültige Technologie für die dauerhafte Beseitigung aufzunehmen
Biochar ist permanenter CO2-Entzug, da der biologisch abbaubare Anteil bei 25% mit einer Halbwertszeit von 50-100 Jahre liegt. Der stabile Anteil beträgt 75% mit einer Permanenz von >1000Jahre
Biochar Markt
Hohe Wachstumsraten in Europa (von 53‘000 t bis 2022 auf über 90‘000 t Ende 2023)
Die Gesamtmenge der produzierten Biokohle betrug 33‘5000 t im Jahr 2022 (90’000 t CO2-Äquivalent) und >50’000 t im Jahr 2023 (150’000 t CO2-Äquivalent)
BCR ist die relevanteste, aber aufgrund der tiefen Einsatzmengen noch nicht klimarelevanteste Lösung! -> Skalierung ist notwendig.


Source: © 2023 European Biochar Industry Consortium.
Potential & Risiken
Unter der Annahme, dass 10 Jahre lang ein hohes Wachstum von 70 % erreicht wird und dann die Wachstumsraten zurückgehen, würde die entfernte Kohlenstoffmenge durch Biochar bis 2040 auf weit über 100 Mio. t steigen.
BCR ist in der Lage, Kohlenstoffabbau in klimarelevanten Mengen innerhalb von 15 Jahren zu erreichen
Die kurzfristige Herausforderung besteht darin, hohe Wachstumsraten für die Installation neuer Anlagen aufrechtzuerhalten und kommerziell interessante Anwendungen für die produzierte Biochar zu finden.
Dieses Wachstum wird nicht eintreffen, solange die Senkenleistung nicht vergütet wird.
Die reine Biocharproduktion ohne Kohlenstoff-Entnahme oder -Speichervergütung ist wirtschaftlich nicht lukrativ und wird sich nicht durchsetzen.
Ressourcen Allokation
Biomasse ist eine begrenzte Ressource
Intelligente Nutzung der thermischen Energie des Prozesses vermeidet Konflikte um Biomasseressourcen
Kaskadennutzung von Biomasse mit Pyrolyse als letztem Schritt optimiert die Nutzung von Biomasse
Für die 6 Megatonnen CO2, die für BCR bis 2030 prognostiziert werden, wird 1% der in Europa zur Verfügung stehenden Biomasse benötigt
Um 100 Megatonnen CO2 bis 2040 zu erreichen, wären 19 % der Biomasse erforderlich.

Source: © 2023 European Biochar Industry Consortium.
Co-Benefits
Wir müssen Co-Benefits in Anwendungen suchen, welche ökonomisch sind!
Lachgas und Methanemissionreduktion in Landwirtschaft ist erwiesen grösster Co-Benefit, weitere Vorteile durch BC-Beimischung in der Landwirtschaft sind Futteraufnahme-Effizienz bei Tieren, wenn BC beigemischt wird, Mehrertrag auf dem Acker, weniger Geruch,etc.
Unterscheidung in klimarelevante & nicht klimarelevante Co-Benefits ist nötig
Aktuell gibt es auf dem freiwilligen Markt keine Zertifizierung von Co-Benefits auf klimatischer Ebene
Paper zu weiteren Co-Benefits im Zusammenhang mit Biochar: https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/gcbb.12889