WHFF Projekt: 2018.06
Autoren: Mark Bertogliati (WSL / Federlegno.ch / EcoEng SA) Danilo Piccioli (Federlegno.ch) Marco Conedera (WSL) Sonia Petignat-Keller (Agroscope) Mauro Jermini (Agroscope)
Projektpartner: Sezione forestale Canton Ticino, Azienda agraria cantonale Mezzana, Interprofessione della Vite e del Vino Ticinese
Das Kurzvideo zum Projekt auf Youtube kann unter folgendem Link angesehen werden (nur in italienisch verfügbar): https://youtu.be/Msqpr6SD7IY
Das Wichtigste in Kürze
Das Potenzial von Robinienholz für die Nischenproduktion von Qualitätsholz mit hoher Wertschöpfung für die Herstellung von Fässern für die Grappa-Produktion wurde untersucht
Robinienholz aus dem Tessin ist besonders gut für die Herstellung von Fassdauben zur Grappareifung geeignet
Die Bewirtschaftung von Robinienholz auf forstwirtschaftlicher und waldbaulicher Ebene trägt zur Förderung eines aktiven Waldbaus bei und hilft gleichzeitig, die Ausbreitung der invasiven Baumart zu kontrollieren.
Expertentests auf lokaler und nationaler Ebene haben das aus Merlot-Trestern destillierte und in Robinienholz gereifte Grappa als ausgeprägt fruchtig, blumig und würzig charakterisiert, was auf die flüchtigen aromatischen Verbindungen des Holzes zurückzuführen ist.
Die Herstellung von Robinienfässern entspricht den realen Marktbedürfnissen und ist Teil einer Perspektive der inkrementellen Innovation.
Projektbeschreibung
Die Robinie wurde im 17. Jahrhundert in Europa eingeführt und hat sich seit dem Ende des 18. Jahrhunderts im Tessin und Norditalien verbreitet. Sie wurde in der Waldwirtschaft eingesetzt, um Brachland und Heideflächen umzuwandeln. In jüngerer Zeit wurde ihre Ausbreitung als Bedrohung für Ökosysteme betrachtet, steht aber aufgrund ihrer Vielseitigkeit und Präsenz in der Landschaft nun wieder im Fokus.
Das vorliegende Projekt, das zwischen 2018 und 2021 durchgeführt wurde, untersuchte das Potenzial von Robinienholz für die Nischenproduktion von Qualitätsholz mit hoher Wertschöpfung und evaluierte das technische Potenzial des Holzes für die Herstellung von Fässern sowie die chemisch-technischen und sensorischen Eigenschaften von Tessiner Grappa, der in Robinienfässern gereift ist. Dies ist die erste wissenschaftliche Studie in Bezug auf Qualität dieser bisher wenig bekannten und genutzten Holzart auf Schweizer Ebene.
Schlussfolgerungen
Die Studie zeigt, dass Robinienholz aus dem Tessin besonders gut für die Herstellung von Fassdauben zur Grappareifung geeignet ist. Mit einer sorgfältigen Auswahl, Transport und Verarbeitung kann das Potenzial dieser Ressource genutzt werden, um Produkte mit hoher Wertschöpfung zu schaffen. Obwohl die Lebensdauer von Fässern begrenzt ist und es sich um einen Nischenmarkt handelt, kann dies positive Auswirkungen auf andere Sektoren (Pfähle und Bauholz) haben und zur Förderung einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung beitragen.
Zusammenfassend trägt die Bewirtschaftung von Robinienholz auf forstwirtschaftlicher und waldbaulicher Ebene zur Förderung eines aktiven Waldbaus bei und hilft gleichzeitig, die Ausbreitung der Baumart zu kontrollieren. Es ist wichtig, lokale Techniken und Kompetenzen zu entwickeln, um das waldbauliche Potenzial von Robinienholz besser zu nutzen, ohne dass dies mit anderen Waldfunktionen kollidiert. Das Ziel ist nicht die weitere Verbreitung der Baumart, sondern eine effektivere und nachhaltigere Bewirtschaftung der Waldbestände, die auch der biologischen Vielfalt zugutekommt. Die Kombination von Holzprodukten mit der Aufwertung anderer typischer lokaler Produkte wie dem Tessiner Grappa trägt dazu bei, die öffentliche Wertschätzung und das Image der gesamten Wald-Holz-Kette zu verbessern. Es ist wichtig, auch auf den immateriellen Wert der Produkte zu achten, der durch einen „Storytelling“ Ansatz entwickelt werden kann. Der aus Merlot-Trester destillierte und in Robinienholz gereifte Grappa hat dabei ein interessantes Potenzial.
Expertentests auf lokaler und nationaler Ebene haben das aus Merlot-Trestern destillierte und in Robinienholz gereifte Grappa als ausgeprägt fruchtig, blumig und würzig charakterisiert, was auf die flüchtigen aromatischen Verbindungen des Holzes zurückzuführen ist. Der Tessiner Wein- und Destillatesektor könnte von einer weiteren Diversifizierung profitieren und der Verkauf von in Holz gereiftem Tessiner Grappa hat das Potenzial, auch auf nationaler Ebene erfolgreich zu sein. Die Herstellung von Robinienfässern und Barriques könnte eine integrierte Lieferkette auf regionaler Ebene fördern und traditionelle lokale Produkte und Kompetenzen vom Holz bis zur Spirituose verbinden.
Die Herstellung von Robinienfässern entspricht den realen Marktbedürfnissen und ist Teil einer Perspektive der inkrementellen Innovation, d.h. des Versuchs, ein bereits bestehendes und bekanntes Produkt (Grappa aus Merlot-Trester) durch eine Änderung der Art, mit der es hergestellt wird, zu verbessern. Die Forschungsphase, die von Federlegno.ch, WSL und Agroscope durchgeführt wurde, hat das Potenzial und die Qualität der Produkte bestätigt, um künftige Entwicklungen zu unterstützen. Diese Ergebnisse stehen den Akteuren des Forst- und Holzwesens sowie der Wein- und Spirituosenbranche zur Verfügung.
Hier können Sie den ganzen Schlussbericht downloaden:
Mehr Informationen zum Projekt finden Sie auf ARAMIS.
Das Projekt wurde von der Wald- und Holzforschungsförderung Schweiz WHFF-CH des Bundesamt für Umwelt BAFU und der Konferenz für Wald, Wildtiere und Landschaft KWL der Kantone unterstützt.